Weißer Rauch am Fuße des Schaumbergs
Der klassische traditionelle Schreiner und Betriebsinhaber gilt gemeinhin als bekennender Schreibtischmuffel, der die Bürokratie scheut, wie der Teufel das Weihwasser. Schließlich ist er ja Handwerker, alles andere kann warten, so das häufig unausgesprochene Dauerhandeln in den Wohnhandwerker-Werkstätten landauf landab. Das kann gut gehen, muss es aber nicht.
Und dann gibt es da eine Konstellation, die ebenso ideal wie selten ist: Der eine Geschäftsführer ist seit Jahrzehnten ein brillanter Handwerker und der andere gelernter Bänker und studierter Betriebswirt, also per se schon mal sehr bürokratieaffin.
Ein Glücksfall für die Manfred Johann GmbH, deren Namensgeber und Geschäftsführer wegen seiner jahrzehntelangen Verdienste um das saarländische Handwerk soeben in den Stiftungsrat der Winfried E. Frank Stiftung berufen wurde. Eine große Ehre, über die sich der 74-Jährige mehr als gefreut hat. Der andere Geschäftsführer heißt Christian Kirsch (57), hatte einen guten Job bei der Sparkasse und ist durch familiäre Konstellation in der Schreinerei gelandet. Und das war gut so!
Warum? Zum Beispiel, weil das Unternehmen am Fuße des Schaumbergs von der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz als erste Schreinerei im Saarland zum Modellbetrieb ausgelobt wurde und beurkundet das Energieaudit 2.0 nach DIN EN 16247-1 führen darf. Ein weiter Weg, verbunden mit sehr hohen Investitionen – auch in die Zukunft – und die Überwindung eines Berges von Bürokratie. Belohnt mit Fördergeldern, massiven Einsparungen und der Anerkennung von höchster Stelle als Vorreiter in Sachen Klimaschutz im Handwerk.
Angefangen hat alles vor vier Jahren. Seinerzeit ist im Führungszirkel der Manfred Johann GmbH die Idee gereift, den Betrieb energietechnisch mit Nachdruck zukunftsfähig zu machen und damit auch einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten: „Umweltschutz ist Zukunft!“ Ein erster Schritt ist der Austausch aller Neonröhren in Werkstatt, Büros und Lager zugunsten einer um 85 Prozent energieeffizienteren LED-Beleuchtung im gesamten Betrieb. Dann die konsequente Mülltrennung, wie sie in manchem Privathaushalt nicht so konsequent durchgehalten wird.
Danach geht es Schlag auf Schlag: „Druckluft ist der größte Energiefresser in einer Tischlerei“, sagt Christian Kirsch und erklärt, wie er mit viel Rechercheaufwand Lösungen gesucht und schließlich gefunden hat. „Heute laufen bei uns alle Maschinen konstant mit einem Luftdruck von acht Bar. Auch haben wir einen zweiten Schraubenkompressor angeschafft und im Bearbeitungszentrum gibt es jetzt einen separaten, frequenzgesteuerten Kompressor, was in der Summe die Effektivität und Verlässlichkeit enorm gesteigert hat.“ Auch wurde ein neuer Kältetrockner angeschafft, der die Feuchtigkeit aus der Druckluft filtert.
„Mein ökologisches Gewissen und sein ökonomisches Denken, gepaart mit der Bereitschaft und dem Durchhaltevermögen auch die kompliziertesten Förderanträge gewissenhaft auszufüllen, haben uns zu einem Vorzeigebetrieb in Sachen Umweltschutz gemacht“, sagt Manfred Johann und gibt zu verstehen, dass das ohne das Bänkerwissen seines Geschäftsführer-Partners nicht möglich gewesen wäre.
Christian Kirsch wiederum lässt durchblicken, dass er als Stromanbieter bewusst die Firma Lichtblick gewählt hat: „Die sind zwar nicht die günstigsten am Markt, aber hier können wir sicher sein, dass unser Unternehmen, das immerhin 140.000 Kilowattstunden Strom im Jahr verbraucht, nur mit grüner Energie arbeitet. Das sind uns ein paar Mehrkosten wert, zumal uns Lichtblick unaufgefordert regelmäßig mitteilt, wieviel Kohlendioxid wir durch den Einsatz von grünem Strom der Umwelt ersparen. Auf Sicht eine sehr gute Sache, nicht zuletzt, weil wir damit auch bei unseren Kunden punkten können.“ Seit Jahren schon hat die Manfred Johann GmbH eine großflächige Photovoltaik- Anlage auf dem Werkstattdach und heizt auch ausschließlich mit dem Restholz aus der eigenen Holzverarbeitung. Hier allerdings gab es in den vergangenen Jahren noch ein paar Probleme, weil sich Nachbarn über den nicht ganz persilweißen Rauch beschwert hatten. Nicht zu Unrecht, wie Manfred Johann und Christian Kirsch zugeben müssen. Aber sie haben auch hier gehandelt und für stolze 72.000 Euro einen sehr, sehr effektiven Rußpartikelfilter angeschafft. Mit Erfolg, wie die monatlich durchgeführten Schornsteinfeger- Messungen seither zeigen.
Christian Kirsch bringt es mit einem Schmunzeln und einem gewissen Stolz auf den Punkt: „Bei uns ist der Papst immer gewählt.“ Soll heißen: Bei der Schreinerei Johann kommt jetzt nur noch weißer Rauch aus dem Schornstein – wie bei der Papstwahl im Vatikan. Vorbildlich!
Mehr Infos und Kontakt:
Manfred Johann GmbH
Geschäftsführer Manfred Johann und Christian Kirsch
Primstalstrase 71 in 66636 Tholey-Theley
Telefon 06853-50150
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Internet: www.mjohann.de / www.saar-lor-lux-umweltzentrum.de / www.energieeffizienz-handwerk.de