Ein erster und zweiter Schritt auf der Karriereleiter
Jedes Jahr lobt der Wirtschaftsverband Holz und Kunststoff Saar unter den Gesellenprüfungskandidaten einen Preis für die Gestaltung des einheitlichen Gesellenstücks für die Sommer- und nachfolgende Winter- Gesellenprüfung aus. Aufgabe ist es dabei, ein Möbelstück zu designen, das in fünf Tagen in Klausur in der Schreinerlehrwerkstatt in Saarbrücken-Von der Heydt gefertigt werden kann, wobei die Ausbildungsmeister schon gewisse vorbereitende Arbeiten wie etwa den groben Zuschnitt des Plattenmaterials zuvor erledigt haben.
Die Auswahl des Entwurfs obliegt dem Berufsbildungsausschuss. Dieser entschied sich in diesem Jahr mit großer Mehrheit für ein Hänge-Lowboard in Eiche von Johannes Götte. Das schlicht-elegante Möbel vereint in sich alle Anforderungen an ein Gesellenstück: eine Schublade in massiver Eiche mit klassischer Führung hinter einer Schublade mit modernem Tipp-On- Beschlag, zwei Türen rechts und links, dahinter ein Fachboden mit auf der CNC-Maschine angefertigten Ausfräsungen zum Einhängen von Gläsern. Das alles verlangt sauberes und strukturiertes Arbeiten und nicht zuletzt ein Gefühl für Holzmaserung, denn das Möbel gewinnt ungemein, wenn das Furnierbild an den Türen oder über die Korpusseiten hinweg durchläuft.
Johannes Götte ist ein durchaus typisches Beispiel für einen jungen Schreinergesellen: „Ich bin erblich nicht vorbelastet, was das Schreinerhandwerk anbelangt, mein Vater bohrt zwar auch, aber als Zahnarzt“, gibt er gerne augenzwinkernd Auskunft. „Letztlich war mir nach zwei Semestern Innenarchitekturstudium in Kaiserslautern klar, dass ich etwas Praktischeres machen wollte und der Werkstoff Holz hatte es mir schon immer angetan.“ Nach zwei Jahren Ausbildung bei der Schreinerei Martin Petri in Saarbrücken folgt für den 22-jährigen nun der nächste logische Schritt – er hat sich eingeschrieben für den im September startenden Schreiner- Vorbereitungskurs der saarländischen Meister- und Technikerschule. Dabei freut er sich schon jetzt auf den fachpraktischen Teil in der Schreinerlehrwerkstatt in Von der Heydt: „Meine Erfahrungen in den überbetrieblichen Lehrgängen waren rundum positiv.“ Auch in der Berufsschule hat er schließlich im zweiten Lehrjahr beziehungsweise in der zwölften Klasse den richtigen Input für Prüfung und späteres Berufsleben erhalten.
Soweit er die nähere Zukunft überblickt, kann er es sich durchaus vorstellen, sich später einmal selbstständig zu machen oder aber auch eine Anstellung anzunehmen, bei der er planerische und fertigungstechnische Verantwortung übernehmen kann. Gut so, denn das saarländische Schreinerhandwerk kann unbedingt ambitionierte junge Meister gebrauchen.
Den zweiten Platz im Entwurfswettbewerb erreichte Björn Enderlein mit seinem Schreibmöbel (Ausbildungsbetrieb Christian Kaspar, Ottweiler) und auf den dritten Platz kam Til Klein mit einem Bar-Hängeschrank (Ausbildungsbetrieb Dincher GmbH, Püttlingen).