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Das Meisterwerk vom Meisterlehrling

Julian Kräuter aus Schwalbach überzeugt mit seinem Sideboard für Schallplatten die Jury und gewinnt den Kreativpreis 2018 im saarländischen Schreinerhandwerk.

Bildnachweis: Julian Kräuter

Bildnachweise: HKH Saar

Seine eigentliche Meisterprüfung hat Julian Kräuter zwar erst im nächsten Jahr, sein zur Meisterausbildung (in Abendschulform) gehörendes Meisterwerk ist aber schon jetzt fertig – und vor allem: ausgezeichnet. Dieser zunächst widersprüchlich anmutende Tatbestand hat seine Ursache darin, dass an der Saarländischen Meister- und Technikerschule Abend- und Vollzeitschüler einen Teil ihrer Ausbildung gemeinsam absolvieren können, die einen aber zwei Jahre für den Meisterlehrgang brauchen (weil sie eben noch Vollzeit arbeiten), die anderen sich dagegen ganz der Meisterschule widmen können. So kann sich der bei der Schreinerei Haas in Schwalbach Elm angestellte Schreinergeselle und Meisterschüler Julian Kräuter doppelt freuen über das kuriose Kunststück, das er mit seinem Kunstwerk fertiggebracht hat.

Die erstmals rein weibliche Jury beim diesjährigen Gestaltungspreiswettbewerb hatte jedenfalls keine Mühe, aus den 18 ausgestellten Meisterwerken ihren klaren Favoriten zu küren. Anja Wagner-Scheid (Ministerium für Bildung und Kultur), Innenarchitektin Sabine Waschbüsch und Michaela Auinger (Magazin FORUM) begründen im Rahmen der Lossprechungsfeier der Schreinerinnung im Finanzcenter der Sparkasse Saarbrücken ihre Entscheidung für das Siegersideboard mit blumig-weitschweifenden Worten voll des Lobes: „Der wandhängende Solitär bezieht seine Spannung aus dem bewussten Inszenieren von Gegensätzen. Während die geschlossene Oberfläche der rechten Hälfte geradlinig und aus dunklem Makassarholz gefertigt ist, löst sich die Außenkontur der linken Hälfte lamellenartig auf und besticht durch eine dreidimensional geschwungene Oberfläche aus hellem Eschenholz. Die beiden Möbelkomponenten könnten also – was Formensprache und Gestaltungsprinzip betrifft – gegensätzlicher nicht sein. Dennoch fügen sie sich zu einer harmonischen Einheit zusammen. Besonders gut gelungen ist der feine Übergang von Ying zu Yang sowohl gestalterisch als auch handwerklich. (…) Ausgeführt durch seine bestens geschulte Schreinerhand ist Herrn Kräuter hier ein ambitioniertes und sehr bemerkenswertes Objekt gelungen.“

Von den übrigen der ausgestellten Truhen, Tische, Sideboards, Lowboards, Barschränke, Betten und Anrichten gefällt der Jury das Hängesideboard aus Eiche astig und Linoleum von Simon Oberbillig aus Riol am zweitbesten. Den dritten Platz belegt Sebastian Marx aus Ruppertsweiler. Er punktet mit einem Garderobenschrank aus weiß lackiertem MDF und Olivesche. Auch eine zusätzliche Belobigung hatte die Jury noch auszusprechen, denn auch der in Eiche gefertigte Couchtisch von Joel Krieger aus Traben-Trarbach wusste zu überzeugen.

Freuen konnten sich bei der Preisverleihung im Rahmen der Lossprechungsfeier im Finanzcenter der Sparkasse Saarbrücken die drei Bestplatzierten nicht nur über die Geldpreise und Urkunde der Innung, sondern auch über Handmaschinen im Gesamtwert von 1.000 Euro, die von Fördermitglied HEES + PETERS aus Trier gestiftet wurden. Außerdem stiftete dessen Geschäftsführer Elmar Blasius dem Belobigten spontan einen Einkaufsgutschein im Wert von 120 Euro. Der Sieger des Wettbewerbs ist übrigens ein echter Holzwurm, der den Anspruch formuliert, „mich und das Holz an die Grenzen zu bringen“. Und das kann er auch deshalb, weil er in seinem Leben nichts anderes werden wollte als Schreiner: „Schon beim Werkunterricht in der Schule habe ich gespürt, dass das Arbeiten mit Holz genau das Richtige für mich ist“, sagt Julian Kräuter, dessen Vater Bäckermeister ist. Er lässt nicht unerwähnt, dass auch der Beruf seines älteren Bruders Daniel (39), der seit fast 25 Jahren ebenfalls in der Schreinerei von Raphael Haas arbeitet, für seine Leidenschaft maßgeblich mitverantwortlich ist.

Nur konsequent, dass der 22-Jährige auch die Möbel in seinem Wohnzimmer selbst baut und ihn auch die insgesamt über 380 Stunden Arbeit für das prämierte Platten-Sideboard nicht gescheut haben: „In der Summe waren es etwa 180 Stunden Bauzeit und gut 200 Stunden, die für Idee, Skizzen, Zeichnungen und das 3D-Modell draufgegangen sind“, sagt Julian Kräuter, der auch die Frage „Warum gerade ein Plattenschrank im Digitalzeitalter?“ überzeugend zu beantworten weiß: „Ich bin großer Musikfan und seit Jahren Sammler von Langspielplatten. Da war es nur logisch, dass ich meine Anlage und die Platten in einem kunstvollen und vor allem selbst entworfenen und selbst gebauten Möbel unterbringen wollte.“ Klingt plausibel.  Bleibt die Frage, was er denn so für Platten hat und hört? „Frank Carter etwa, der britische Punkrocker, hat es mir angetan. Auch sammle ich die Scheiben der New Yorker Hip- Hop-Gruppe Wu-Tang Clan und der US-amerikanischen Hardcore-Metal- Band Stick to your Guns, um nur einige zu nennen.“ Um den eher zurückhaltend wirkenden, ja scheu auftretenden Meisterschüler besser zu verstehen, kann die Information von Nutzen sein, dass er bis vor Kurzem selbst Mitglied einer lebhaften Punk-Rock-Band war und auch regelmäßig Festivals wie das „Rocco del Schlacko“ vor der eigenen Haustür, das „Greenhill Birkenfeld“ oder „Rock am Ring“ als Fan besucht.

Und beruflich? Wohin soll die Reise gehen – 2019, wenn er den Meistertitel offiziell in der Tasche hat? „Einen eigenen Betrieb möchte ich nicht aufmachen, das ist nicht so mein Ding. Aber gerne würde ich als Meister hier bleiben. Denn die Firma, in der auch mein Bruder arbeitet, ist ideal für mich und meine Fähigkeiten.“ Der Chef gibt zu verstehen, dass Julian Kräuter „die Schreinersprache versteht und in der Lage ist mitzudenken und mehr und mehr ein Gestaltungsgefühl entwickelt“. Außerdem ist das Eigengewächs der Schreinerei Haas „ein echter Teamplayer“, wie Raphael Haas es bezeichnet: „Das können auch meine Tochter Kathrin und mein Sohn Benedikt bestätigen, die mit ihm zusammen 2012 hier die Schreinerlehre angefangen haben.“ Julian Kräuter erwähnt noch beiläufig, dass er die Ausbildung seinerzeit als Jahrgangsbester abgeschlossen hat. Also: ein schüchterner Siegertyp, aber eben ein Gewinner…