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Herr Selzer und sein seltsam schönes Hobby

Der Schreiner- und Bestattermeister aus Reimsbach nennt einen ausgewachsenen Kleintierzoo sein Eigen – und hat amüsante Geschichten dazu in Petto.

Die kleinen Zungenbrecher heißen „Psittacula krameri“, „Nymphicus hollandicus“, „Playtycerus eximus“ oder auch „Cyanoramphus novaezelandiae“ und sind so farbenfroh und quicklebendig, dass schon ein kurzer Moment vor dem Käfig ansteckend gute Laune macht. Pure Lebensfreude strahlen der kleine Alexandersittich, der Nymphensittich,

der Rosellasittich und nicht zuletzt der gelbe Ziegensittich aus, wenn die singend und umherkrakelend den fremden Besucher lautstark und frohgemut begrüßen. Von ihren hier nicht genannten buntfiedrigen Artgenossen ganz zu schweigen.

Wir sind im Kleintierzoo von Erik Selzer im beschaulichen Beckinger Ortsteil Reimsbach, gleich hinter der weitbekannten Schreinerei des Hausherrn, der hier – neben dem Bestattungsinstitut – eben auch ein großflächiges Gehege von gut 2.000 Quadratmetern sein Eigen nennt. Ein ungewöhnliches, zumindest nicht alltägliches Hobby für einen 48-jährigen Wohnhandwerker, der den 1889 gegründeten Familienbetrieb in vierter Generation führt. Es drängt sich geradezu die Frage auf, wie es zu diesem imposanten Zoo-Projekt hinterm Haus gekommen ist?

Erik Selzer, ein hoch gewachsener, sehr sympathisch und bescheiden wirkender Mann, schmunzelt erst und beginnt dann herzhaft zu lachen, bevor er die wahrlich kuriose Geschichte zu erzählen beginnt. Das Kuriosum vorab: „Geplant war das alles nicht – es ist einfach so gekommen“, sagt er mit ernstgemeinter Stimme und blick nicht ohne Stolz aus dem Bürofenster hinaus auf sein Werk, das sich Gehege nennt. Es muss wohl vor etwa neun Jahren gewesen sein, als er mit seinen damals noch sechs- und achtjährigen Söhnen Mike und Kai einen Ausflug in das Tiergehege eines Freundes im bayrischen Wald gemacht hat. Jedenfalls war die Krönung des Kurzurlaubes für die Kinder ein gar seltsam anmutendes Geschenk: „Ein Riesenei, so groß, wie wir noch nie eins gesehen hatten.“

Der Ausflug hatte sich gelohnt und sollte noch weitreichende Folgen haben. Zu Hause angekommen, stellt die bis dahin unbeteiligte Frau Selzer die Frage aller Fragen in diesem Zusammenhang: „Was sollen wir jetzt damit machen?“ Eine gute Frage, die die männlichen Familienmitglieder bis dato ausgeklammert hatten. Also Köpfe zusammenstecken und überlegen. Das Ergebnis: „Wir sollten das Ei nicht essen, sondern ausbrüten und schauen, was sich hinter der dickwandigen Schale wohl verbirgt.“

Gesagt, getan: Mit Hilfe einer verstaubten und eigentlich viel zu kleinen Brutmaschine aus dem hintersten Winkel des Kellers bastelt Erik Selzer einen Brutkasten für das kleine Nandu, das nach 40 Tagen schlüpfen sollte. Zuvor allerdings waren die Geburtshelfer mit ausgedehnter Internetrecherche beschäftigt, die unter anderem die Aufgabenstellung definieren sollte, dass das Ei doch bitte sechsmal am Tag gedreht werden sollte, damit Mini- Nandu auch optimale Bedingungen hat. Also wurde erstmals im Hause Selzer im Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet, bis das ebenso süße wie stinkendende Baby-Nandu das Licht der Welt in Reimsbach erblicken sollte.

Von diesem Moment an war nichts mehr wie es war im Hause Selzer: Wohin mit dem Tier, das in 20 Tagen 40 Zentimeter wachsen sollte und von einer stinkbombenartigen Duftwolke umhüllt war? Klar, auf Dauer war das umfunktionierte Kinderbett in der Wohnung keine Lösung und auch die Zwischenstation Werkstatt nur ein Provisorium. So kam es, wie es kommen musste: Der Handwerker Erik Selzer und viele helfende Hände bauten hinterm Haus erst ein kleines, dann ein mittleres und schließlich ein großes Gehege, in dem sich mittlerweile über 100 Tiere tummeln und offensichtlich wohlfühlen: Da wären Kängurus, Maras, Hühner, Sittiche, Papageien, Tauben, die erwähnten Nandus und – als ganzer Stolz von Erik Selzer – ein Albino-Känguru, das nur einmal bei etwa 20.000 Kängurugeburten geboren wird. Also: Eine kleine Sensation, bei der Erik Selzer sogar den schlagzeilenträchtigen Wettlauf mit dem Neunkircher Zoo gewonnen hat: „Ich hatte früher eine Albinogeburt als die Neunkircher – und darauf bin ich stolz.“

Wohl dem, der solch ein schönes, aber auch arbeitsintensives Hobby hat, sozusagen einen Jurassic-Park gleich hinter dem Haus. Denn für alle, die es nicht wissen, sei an dieser Stelle gesagt: Die Nandus sind die älteste überlebende Dinosaurierart und dazu noch so unendlich putzig mit ihren drei Zehen und dem quirligen Wesen – sie hüpfen, springen, sprinten um die Wette, dass der Hausherr seine arge Mühe hat, eins einzufangen. „Glauben Sie mir, solche Tiere geben einem schon viel und für mich sind sie ein idealer Ausgleich zu den etwa 80 Bestattungen, die wir im Jahr organisieren. Außerdem habe ich Tiere schon immer gerne gehabt.“

Als er dies sagt, merkt man sofort, dass hier ein Zufall zu einer Leidenschaft geführt hat – und zu der Geschichte vom viel zu groß geratenen Frühstücksei, das in Reimsbach ein kleines, schönes Naturwunder ausgelöst hat…