Dem Kunden auch mal was Exotisches anbieten: Strandkorb gefällig? Bitteschön!
Man sieht ihr an, dass das was sie tut, ihre Passion ist. Und man hört es. Denn wenn Kristina Kalz von ihrem Beruf redet, dann ist das so, wie andere nur von ihrem Lieblingsverein, allenfalls von ihrem Hobby schwärmen. Nicht so die 35-Jährige aus dem verschlafenen Illinger Ortsteil Welschbach. In dritter Generation führt sie ein nobles Geschäft, das in dem 1.300-Seelen-Ort niemand wirklich vermuten würde. Die RaumausstatterMeisterin und Landeslehrlingswartin hat vor zwölf Jahren das Geschäft von den Eltern übernommen und berät seither Kunden im ganzen Land in Sachen Wohnungsverschönerung – mit Schwerpunkt auf Gardinendesign.
Ein weites Feld, doch die fesche Frau mit der stylischen Brille hat ein sicheres Gespür für die Wünsche ihrer Kunden, die meist gang gezielt den Weg über das Internet nach Welschbach suchen oder durch Mund-zu-MundPropaganda auf ihr Geschäft aufmerksam werden. Dort finden sie eine gigantische Auswahl edelster Stoffe und Accessoires, vom Bodenbelag über das Sonnenschutzrollo bis hin zur Tischdecke und einer Reihe ungewöhnlicher oder auch erwartbarer Stoffe, die zum Wände und Fenster verzieren prädestiniert sind. Hier gibt es für jeden Geschmack und für jeden Bedarf das passende. Und was nicht passt, wird passend gemacht. Zum Beispiel im hauseigenen Nähatelier, in dem einige der insgesamt neun Mitarbeiter von „Schnur kreatives Gardinendesign“ beschäftigt sind. Aber woher kommt der Name Schnur? „Meine Familie führt seit dem 1. Januar 1935 unter diesem Namen den Laden hier. Damals noch als Textilhaus für Weiß-, Woll- und Kurzwaren.“ Kristina Kalz unterstreicht, dass der Name Schnur unbedingt bleiben soll, auch wenn sie nach ihrer Heirat anders heißt. „Tradition verpflichtet“, so ihr Credo. Gefragt nach dem originellsten, schönsten oder markantesten das sie je gemacht oder verkauft hat, kommt als Antwort ein verschmitztes Lächeln plus ein nachgeschobenes Wort, das dem Zuhörer große Fragezeichen auf die Stirn projiziert: „Strandkörbe!“ Wie bitte? Im Saarland? „Ja eben.“ Die Antwort verlangt nach einer Erklä- rung, die auch prompt und einleuchtend folgt: „Ich war vier Jahre auf Sylt, habe dort gelebt und gearbeitet und auch Strandkörbe jedweder Couleur und Preisklasse gestaltet.“ Zurück in der Heimat, hat sie aus ihrer neuen Leidenschaft ein Geschäftsmodell gemacht, das – oh Wunder – sogar im Saarland funktioniert. 40 Strandkörbe hat sie hierzulande schon an den stilbewussten Mann und die Frau gebracht. „Das Geschäft boomt.“ Hört man gerne. Aber was hat sie seinerzeit überhaupt in den hohen Norden verschlagen? „Ich wollte mal raus und bin nach Lehre und Meisterschule auf Sylt gelandet. Das hat gut getan, auch die Entscheidung, nicht im elterlichen Betrieb die Ausbildung zu machen.“ In diesem Zusammenhang legt sie Wert auf die Feststellung, dass sie sich als handwerkliche I n n e n a rc h it e k t i n und Einrichtungsberaterin versteht, die auch selbst die nötigen Arbeiten (mit) ausführen kann: Ob Hammer oder Nähnadel – Kristina Kalz kann‘s. Das merken die Kunden, ob sie nun in Trier, Luxemburg, Saarbrücken oder eben Welschbach sind und „verlassen sich ganz auf mich“. Wie es scheint, läuft alles gut für Kristina Kalz, nur das generelle Image ihres Berufes „Raumausstatter“ scheint ihr renovierungsbedürftig und natürlich plagt auch ihren Betrieb das leidige Thema vom Suchen und Finden motivierten Nachwuchses. Doch auch diesem Thema begegnet sie mit einem gewinnenden Lächeln, was wohl hei- ßen soll: „kriegen wir schon hin“. Viel lieber als von solch noch unrunden Dingen erzählt die zweifache Mutter, die als Hobby ihre Familie angibt, vom vermeintlichen Highlight ihrer noch jungen Karriere, als für sie ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung ging: Ein Schloss ausstatten. Das war vor 13 Jahren. Doch noch heute gibt es im prächtigen Schloss Bückeburg, dem Sitz des Fürstenhauses SchaumbergLippe in Niedersachsen, einen Raum zu bestaunen, den Kristina Kalz mitgestaltet hat: Den gelben Salon. Als sie davon erzählt und von den besonders edlen textilen Wandbespannungen, den filigranen Polsterarbeiten und nicht zuletzt der Zusammenarbeit mit inspirierenden Kollegen schwärmt, strahlen ihre Augen noch mehr als sonst und es wird klar, hier liebt jemand seinen Beruf, der gleichzeitig Berufung ist. Die Kunden dürfen sich freuen…
Info: Kristina Kalz (35) ist RaumausstatterMeisterin und Inhaberin des Familienbetriebs „Schnur kreatives Gardinendesign“, den sie im Jahr 2001 von ihren Eltern übernommen hat und nun in dritter Generation führt. Als Landeslehrlingswartin sorgt sie sich ein wenig um das Image ihres Berufes, dessen Name etwas angestaubt wirkt und vielleicht auch deshalb momentan nur wenig Nachwuchs anzieht. Derzeit gibt es im Saarland acht Lehrlinge im dritten Ausbildungsjahr, zwei im zweiten Ausbildungsjahr und wiederum acht im ersten Lehrjahr, wobei das Verhältnis Männer zu Frauen bei 50 zu 50 liegt.
Anschrift und weitere Infos:
Schnur kreatives Gardinendesign
Welschbachstraße 6
66557 Illingen
Telefon 06825-940064
E-Mail info(at)gardinendesign-schnur.de
www.gardinendesign-schnur.de