Sandra Diesel aus Göttelborn: Die Chefin

Schon früh hat Sandra Diesel in der Werkstatt von Papa Werner „mitgebosselt“, wie die 35-Jährige mit einem verschmitzten Lächeln verrät. Das ist lange her, denn inzwischen ist sie die Chefin des elterlichen Traditionsbetriebs HEWEKA Kalmes GmbH, den sie in dritter Generation führt. Was nicht so leicht ist, denn der Markt verändert sich stark, da braucht es gute Ideen und eisernen Willen sowie den Mut, Veränderungen anzugehen. Das alles hat die fesche Frau mit den pumuckel-rot gefärbten Haaren und dem gewinnenden Lachen. Natürlich hilft es, dass Mama, Papa und die Schwester ihr im Betrieb tatkräftig zur Seite stehen. Letztlich aber muss sie entscheiden, wohin die Reise geht. Denn Sandra Diesel ist die Chefin und der Motor dieses 1934 vom Großvater gegründeten Kleinbetriebs mit seinen heute sieben Mitarbeitern. Perfekt ausgebildet ist die verheiratete Mutter eines achtjährigen Sohnes für solch eine Aufgabe. Erst hat sie eine Schreinerlehre gemacht, dann den dazugehörigen Meisterbrief und schließ- lich ein Betriebswirtschaftsstudium, welches ungeheuer wichtig war, den Blick für die Zahlen zu schärfen. Und diese besagen: „Uns geht es gut, aber es ging uns auch schon mal besser.“ In dieser Aussage steckt nur leicht verdeckt eine messerscharfe Marktanalyse, die besagt, „dass wir uns verändern müssen, weil sich der Markt verändert hat und weiter verändern wird“. Sandra Diesel nennt als Beispiel den Großhandel mit klassischen Vorhangschienen, die früher stark nachgefragt waren und heute ein Schattendasein fristen, weil die jungen Menschen auf andere Sichtschutzvarianten setzen, als noch ihre Eltern oder Großeltern. Dies wiederum hat zur Folge, dass ein Betrieb wie die HEWEKA Kalmes GmbH sich anpassen muss. Dank der Pfiffigkeit der leidenschaftlichen Wohnhandwerkerin, der ein ausgeprägtes Gespür für Ästhetik innewohnt, ist diese Anpassung gelungen. Und wie? „Wir setzen ganz klar auf individuelle Lösungen, die es nicht im Baumarkt gibt – und auf Qualität.“ Hinzu kommt, dass die Chefin immer mit dabei ist, also auch Baustellen selbst mit betreut, was bei den Kunden sehr positiv ankommt. Sandra Diesel verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass ihr Unternehmen 90 Prozent Stammkundschaft hat und quasi ohne großartige Werbung auskommt. „Unser bestes Marketing ist die Mund-zu-Mund-Propaganda“, sagt sie nicht ohne Stolz in der Stimme. Angenehme Folge dieses mit Abstand besten Marketings, das ZUR PERSON sich ein derartiger Betrieb wünschen kann: „Wir haben auch Kunden aus Luxemburg, Berlin und München, weil sie bei uns Lösungen für Sonnen- oder Sichtschutz bekommen, die sonst niemand in dieser Form anbietet.“ In wie weit ist es hinderlich oder gar hilfreich, dass sie eine der noch immer rar gesäten Frauen im Handwerk ist? „Am Anfang gab es klar erkennbare Vorbehalte – auch bei älteren Kollegen hier im Betrieb. Inzwischen aber bin ich sehr gerne gesehen, weil ich auch Dinge wahrnehme und tue, die meine männlichen Kollegen so vielleicht nicht machen.“ Ein Beispiel? „Für die Liebe zum Detail sowie Sorgfalt und Sauberkeit auf unseren Kundenbaustellen erhalten wir immer wieder gro- ßes Lob. Das kommt an und ist offenbar nicht selbstverständlich. Und dies ist kein Zufall, sondern klar mein Stil.“ Sandra Diesel ist sich sicher, dass man mit gutem Service nicht nur den eigenen Betrieb gut dastehen lassen kann, sondern auch generell das Image des Handwerks aufzupolieren ist. Wenn es darauf zu sprechen kommt, geht ein Zucken durch ihren Körper und sie setzt zu einer wahren Ruckrede an. Ja, das Image des Handwerks sei am Boden. Ja, dagegen müsse dringend etwas getan werden. Und ja, genau an dieser Stelle möchte sie als Wohnhandwerkerin mithelfen. „Viele kleine Schritte sind nötig, um zu zeigen, dass wir Handwerker unverzichtbar sind. Wir können und haben so viel, was kein Baumarkt bietet und kein Billiglöhner aus dem Ausland leisten kann. Die Leute wissen dies nur oft nicht mehr.“ Der vielsagende Satz „Handwerk zählt nix mehr“ sei für sie mehr Herausforderung, denn Resignation, meint die praktizierende Raumausstatterin, die neben klassischen Schreinerarbeiten auch Baufertigteilmontagen und Bestattungsdienstleistungen in ihrem Betrieb anbietet. Der perfekte Wohnhandwerkerbetrieb also. Mit einer Frau an der Spitze, die künftig nicht abwarten will, bis die Kunden kommen, sondern auch aktiv auf Institutionen und große Firmen zugehen möchte. Mit eben jenen Dienstleistungen und individuellen Lösungen, die nur ein Betrieb wie die HEWEKA Kalmes GmbH sie bieten kann. Und dass diese Neukundenakquise eine Frau macht, die Beruf und Familie unter einen Hut bringen muss, und zum Ausgleich noch gerne Tennis spielt und Hunde liebt, sollte eher Vor- als Nachteile haben. Ihr vielsagendes Lächeln und ein strahlendes Gesicht sollen wohl heißen: „So ist es!“

Zur Person:

Sandra Diesel (Jahrgang 1978) ist ausgebildete Schreinermeisterin und Betriebswirtin und führt in dritter Generation den 1934 gegründeten Familienbetrieb: HEWEKA Kalmes GmbH

Hauptstraße 120

66287 Quierschied-Göttelborn

Telefon 06825-5684

E-Mail info(at)heweka.de

www.heweka.de