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Traumberuf Schreiner

Die Schreinerei Kaspar in Ottweiler feiert in diesem Jahr ihr 140-jähriges Firmenjubiläum und wartet als Familienbetrieb mit einer ganz besonderen Geschichte auf: einem afrikanischen Flüchtling, der unbedingt Schreiner werden möchte.

Im Sommer feierte die Schreinerei Christian Kaspar aus Ottweiler ihr 140-jähriges Bestehen. Auch die „Saarbrücker Zeitung“ berichtete darüber.

Im Sommer feierte die Schreinerei Christian Kaspar aus Ottweiler ihr 140-jähriges Bestehen. Auch die „Saarbrücker Zeitung“ berichtete darüber.

Susann Kaspar spricht mit hörbarem Stolz in der Stimme, wenn sie von ihrem Betrieb spricht und die Besonderheiten erwähnt, die es so nur in einem kleinen aber feinen Familienbetrieb wie der Schreinerei Kaspar geben kann, deren Inhaber Christian Kaspar ist, der Ehemann der redegewandten 52-Jährigen.

Diese erzählt mit Verve von einem Flüchtling, der keiner mehr sein möchte, weil er genau weiß, was er will und wo er es will. Allein das ist schon eine Besonderheit, ist zwar das Thema Flüchtlinge in all seinen Facetten derzeit omnipräsent in unseren Medien und unserer Wahrnehmung, oft allerdings bleiben die Nachrichten anonym und allgemein und damit wenig berührend. Deshalb macht es Spaß, Susann Kaspar, selbst gelernte Schreinerin, zuzuhören, was sie über ihren Praktikanten erzählt, der wahrlich kein gewöhnlicher „Hineinschnupperer“ ins holzverarbeitende Gewerbe ist. Samuel ist 18 und kommt aus Eritrea ins Saarland. Eritrea, ein Nachbar Ägyptens im Nordosten Afrikas, galt einmal als der beste Staat des Schwarzen Kontinents, mit einer vorbildlichen Verfassung. Heute wird Eritrea das Nordkorea Afrikas genannt. Isoliert von seinen Nachbarn, abgeschottet und mit eiserner Hand regiert.

Samuel hat es aus Eritrea herausgeschafft – über Frankreich bis nach Ottweiler. Seinen vollen Namen will er nicht nennen, aus Angst um seine Verwandten zu Hause. Eine begründete Angst: Seit der Unabhängigkeit des Landes 1993 hat die Regierung laut Amnesty International mindestens 10.000 Menschen festgenommen, die meisten aus politischen Gründen. Samuel hat irgendwann gemerkt, dass nichts mehr geht in seinem Heimatland für ihn und dass er weg möchte – auch, um sich seinen Berufstraum zu erfüllen: Samuel möchte nämlich Schreiner werden.

Bevor er die lebensbedrohliche Odyssee über das Mittelmeer nach Europa hinter sich gebracht hat, durfte er bereits in einer einheimischen Schreinerei erste Erfahrungen im wohl schönsten Holzhandwerkberuf überhaupt sammeln. Das hat ihn endgültig infiziert – Samuel möchte jetzt unbedingt seinen Traum zum Beruf machen. Und wie es der Zufall so will, ist er auf Menschen gestoßen, die seine Neigung, seine Leidenschaft und sein nachhaltiges Interesse gleich erkannt haben: die Kaspars aus dem schönen saarländischen Ottweiler, deren Betriebsgelände eine 6.000 Quadratmeter große Grünfläche mit einem eindrucksvollen Bambuswald umgibt. Hier kann man sich wohl fühlen, hier arbeitet man gerne.

Das sehen auch die insgesamt neun Mitarbeiter der Schreinerei Kaspar so, die allesamt in jenem Betrieb auch gelernt haben, in dem sie jetzt seit vielen Jahren arbeiten. Und: hier fühlt sich jetzt auch Samuel wohl, der im Sommer sein einjähriges Praktikum auf Vermittlung des Diakonischen Werkes angefangen hat. Seine Chefin jedenfalls ist total begeistert: „Er rechnet super, hat eine schnelle Auffassungsgabe, ist wissbegierig und fleißig“, sagt Susann Kaspar. Und vergisst nicht zu erwähnen, dass ihr Schützling vor wenigen Wochen seinen regulären deutschen Hauptschulabschluss trotz einiger Sprachprobleme mit einem Einser-Schnitt absolviert hat. Seit den Sommerferien absolviert er das duale Berufsgrundbildungs-Jahr (BGJ) – zwei Tage Schule, drei Tage im Betrieb Kaspar. Und dann möchte Samuel eine reguläre SchreinerLehre („Mein Wunschberuf schon in Eritrea“) in Ottweiler beginnen. Eine Möglichkeit, die ihm die Kaspars angesichts seiner Einsatzfreude gerne bieten möchten. Alle hoffen, dass er weiter im Saarland bleiben kann.

Über seine Flucht spricht der gertenschlanke, groß gewachsene junge Mann nicht gerne. Am 29. März 2013 machte er sich von Dekemhare, einer 30.000-Einwohner-Stadt unweit der eritreischen Hauptstadt Asmara, auf den Weg in die Freiheit. Über den Sudan gelangte er nach Libyen, lebte zwischendurch monatelang in Lagern, Massen-Unterkünften, kam in Polizeigewahrsam, befreite sich aus einem polizeilich bewachten Transport, entging Gewehrkugeln und landete schließlich auf einem Boot, das ihn nach gefährlicher Fahrt übers Mittelmeer nach Sizilien brachte. „Immer wieder musste ich viel Geld zahlen, um weiterzukommen“, erzählt er. Geld bekam er von Familien-Mitgliedern. Eine Geschichte, wie sie viele andere Flüchtlinge auch erlebt haben. Samuels Ziel war von Anfang an Deutschland. Nach einer Zwischenetappe in Frankreich, kaufte er dort von seinem letzten Geld ein Zugticket nach Saarbrücken, wo er am 9. Mai 2014 ankam. Das Saarland als Sehnsuchtsort also. Hier ging er zur Polizei. Als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling wurde er zuerst für einige Monate in der Clearingstelle des Diakonischen Werkes in Völklingen untergebracht. Seit einiger Zeit lebt er mit fünf anderen jungen Flüchtlingen in einer Wohngruppe der Diakonie in Ottweiler. Schon in Völklingen bemühte er sich sehr um das Erlernen der deutschen Sprache. In seiner Heimat sprach er Tigrinya und ein wenig Englisch. Bei der Frage nach seiner Religionszugehö- rigkeit greift Samuel in seinen HemdAusschnitt und zeigt ein kleines Kreuz. Er ist orthodoxer Christ.

Vor allem ist er aber ein junger Mensch mit Wünschen und Zielen: Lehre und der Führerschein stehen ganz oben auf der Liste, dann kommt der Sport. In Wiebelskirchen spielt er mittlerweile Fußball, Basketball macht ihm auch Spaß. Da kann er seine Angst vergessen. Natürlich auch dann, wenn er für seine neuen Kollegen „kocht“. Dazu sollte man wissen, dass in der Schreinerei Kaspar eine schöne Tradition gepflegt wird: jeden Freitag ist um 11 Uhr Feierabend, dann wird gemeinsam gegessen, bevor alle ins wohl verdiente Wochenende gehen. Die im Stundenzettel fehlenden Freitagnachmittagsstunden werden in den vier Tagen zuvor vorgearbeitet – ein Modell, das Nachahmer finden dürfte. Irgendwann hat Susann Kaspar jedenfalls dem Neuen gesagt, dass er jetzt dran ist mit kochen.

Gesagt, getan. An besagtem Freitag jedenfalls kam Samuel mit einer großen Plastiktüte an, deren Inhalt gar geheimnisvoll war, wie die Chefin erzählt. Samuel hat sich von einer Landsfrau eritreische Spezialitäten kochen lassen, die er den neuen Kollegen schmackhaft machen wollte. Nicht so einfach für westeuropäische Gaumen, was da aus den Tupperdosen gereicht wurde: grünlich aussehende Crêpes und eine höllenscharfe, paprikalastige Hühnersuppe, die die Kollegen mit den gereichten Teigfladen essen sollten – also ohne Besteck. „Nicht jedermanns Geschmack, nicht jedermanns Sache“, wie Susann Kaspar erzählt. „Bei dieser Gelegenheit aber konnten wir erfahren, dass die feuerrote Suppe mit den ganzen hartgekochten Eiern als Einlage genial im Geschmack war und dass das Fleisch normalerweise nur dem Chef oder dem Familienoberhaupt zusteht.“ Eine echte Zweiklassengesellschaft schon beim Suppeessen in Eritrea.

In Ottweiler durften alle von allem kosten und beiläufig erfahren, dass das ungewöhnliche Mahl von einer eritreischen Köchin zubereitet wurde, die hierzulande keine Arbeit hat. „Das ist ein Skandal, wie wir Potential einfach nicht nutzen. Das sollte sich schleunigst ändern“, meint Susann Kaspar, die nur allerbeste Erfahrungen mit ausländischem Personal gemacht hat: „Es ist witzig, aber wir bilden derzeit auch einen portugiesischen jungen Mann zu Schreiner aus. Er heißt Simao, ist wie Samuel 18 Jahre alt und ebenso wissbegierig und geschickt, wie der neue Praktikant.“ Susann Kaspar lässt nicht unerwähnt, dass beide sich sofort angefreundet haben und sie und ihr Mann mit deutschen Lehrlingen alles andere als gute Erfahrungen gemacht haben. Die Schreinerei Kaspar, die damit wirbt, „Experte für alle Angelegenheiten rund ums Holz!“ zu sein, ist vielfältig aufgestellt, heute aber vor allem auf Ladeneinrichtungen spezialisiert. So präsentieren namhafte Modehersteller und Schuhmarken ihre Kollektionen in Regalen und auf Ständern, die in der Ottweiler Etzwies, seit 1983 Sitz der Schreinerei Kaspar, gefertigt wurden. Zum Leistungsspektrum der Schreinerei Kaspar gehören selbstverständlich auch Büroeinrichtungen sowie Arbeiten für Privatkunden wie Einbaumöbel, begehbare Kleiderschränke und vieles mehr. Auch Kleinaufträge und Reparaturarbeiten werden mit der gleichen Kompetenz und Sorgfalt erledigt wie die Großaufträge. Alle Zeichen deuten also darauf hin, dass Samuel aus Eritrea genau die richtige Adresse für das Erlernen seines Traumberufs gefunden hat.

 Mehr Infos: 

 Schreinerei Christian Kaspar   

In der Etzwies 2-4   

66564 Ottweiler   

Telefon 06824-91244 

 E-Mail info@schreinerei-kaspar.de 

 www.schreinerei-kaspar.de 

Fotos: Scan Saarbrücker Zeitung — Westag & Getalit (2) ⊲