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Eine Investition in die Zukunft

Peter Dincher ist mit Leib und Seele Landeslehrlingswart der Schreinerinnung des Saarlandes. Der 49-Jährige ist auch als stellvertretender Landesinnungsmeister und Vize-Verbandsvorsitzender sowie als Obermeister im Bezirk Saarbrücken für seinen Beruf engagiert. Im Interview spricht der Inhaber der Schreinerei Dincher in Püttlingen über die Perspektiven der Schreinerausbildung im Saarland.

Bildnachweise: inplan-media

Herr Dincher, wie groß ist die Gefahr, dass die Schreiner im Saarland langsam aber sicher aussterben, weil sich viel zu wenig junge Menschen für den vermeintlich schönsten Beruf der Welt entscheiden?

Aktuell sehe ich die Gefahr nicht. Tendenziell ist sie natürlich da, wie in allen Handwerksberufen. Allerdings sind wir als Schreiner hier an der Saar noch relativ gut aufgestellt. Die Lehrlingszahlen sind ja nach der Corona-Krise im vergangenen Jahr wieder hochgegangen. Man muss aber sagen, dass nicht nur das Wohnhandwerk in den nächsten Jahren Probleme haben wird.

 

Wie läuft aus ihrer Sicht die Schreinerausbildung im Saarland? Was ist schon gut, was ist noch schlecht?

Die Schreinerausbildung ist im Saarland gut organisiert, auch weil wir nur eine Innung und deshalb kurze Entscheidungswege haben und hier in Von der Heydt alles zentral zusammenläuft. Auch die Zusammenarbeit mit der HWK läuft deshalb auf Augenhöhe. Natürlich gibt es wie überall Verbesserungspotential. Aber durch die Modernisierung der Schreinerlehrwerkstatt in Von der Heydt sind wir sehr gut aufgestellt für die Zukunft.

 

Was muss nach ihrer Erfahrung ein junger Mensch für Eigenschaften mitbringen, damit er erfolgreich eine Schreinerausbildung im Saarland machen kann?

Ich brauche eine Begeisterung für den Werkstoff Holz, für das handwerkliche Arbeiten auch und gewisse visuelle Vorstellungskräfte wären natürlich von Vorteil. Ich sage immer: Kinder sollen Lego spielen – das ist potenziell hilfreich.

 

Grob geschätzt, wie viele Auszubildende müssten jedes Jahr ihre Gesellenprüfung bestehen, damit die Schreinerbetriebe im Saarland keine Fachkräftemangel beklagen müssten?

Eine Grundgröße zwischen 70 und 100 Auszubildenden wäre schon notwendig.

 

Und warum klafft hier noch eine Lücke, in diesem Jahr sind 56 junge Menschen zur Gesellenprüfung angemeldet?

Das war der schwächste Jahrgang, den wir überhaupt jemals hatten. Das war der Tiefpunkt, seither geht es aber wieder bergauf.

 

Laut einer Studie der Bertelsmann- Stiftung sind mehr als die Hälfte aller Jugendlichen bei der Berufswahl überfordert. Das verschärft den Fachkräftemangel, denn viele scheuen eine Entscheidung für eine Lehre. Wie stehen Sie als Landeslehrlingswart der Schreiner im Saarland zu diesem unschönen Trend?

Ich sehe das mit Besorgnis, zumal ich es gerade live miterleben muss: In der Oberstufe meines Sohnes sind wenige, die wissen, was sie nach dem Abi machen wollen. Alle anderen suchen noch und enden wahrscheinlich im Zweitstudium – und wissen dann immer noch nicht, was sie machen wollen und sollen. Das ist ein sehr gefährlicher Trend, nicht zuletzt, weil die Oberstufen zu weit weg und die Betriebspraktika durch Corona eingeschlafen sind – und dringend wiederbelebt werden müssen.

 

Nie war es leichter, an Informationen – auch zur Berufswahl – zu kommen. Nur scheint eben genau dies das Problem zu sein. Denn laut einer repräsentativen Umfrage für die Studie, an der übrigens 1.666 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 20 Jahren teilgenommen haben, finden lediglich 37 Prozent bei der Suche nach dem richtigen Beruf ausreichend Unterstützung durch Schule, Arbeitsagenturen und Eltern. Wie präsent und offensiv ist die Schreinerinnung des Saarlandes bei diesem Thema?

Scheinbar, wie alle Handwerker, zu wenig. Wobei wir auch oft vor verschlossenen Türen stehen. Ich habe häufig das Gefühl, dass es viele – gerade weiterführende Schulen – nicht gerne sehen, wenn Schüler direkt in Ausbildung kommen. Alle werden getrimmt: mach’ weiter, mach’ weiter, mach’ weiter. Azubis erzählen auch immer wieder, dass es häufig die Eltern sind, die ihre Kinder nach dem Abi zum Studium drängen. Das ist alles nicht hilfreich, aber so etwas wie der Klassiker im Saarland. Aber auch von der Berufsberatung her kam erst kurz vor Corona die Trendwende, weil bemerkt wurde, dass die Ausbildung vernachlässigt wurde. Das Umdenken der Berufsberater macht sich dann übrigens unmittelbar in höheren Lehrlingszahlen bemerkbar. Das ist auf jeden Fall die richtige Richtung, muss aber erst noch einmal neu gestartet werden. Corona hat da einiges kaputt gemacht. Auch sollten die Berufsberater mal näher ans Handwerk geführt werden.

 

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks fordert eine „bundesweit flächendeckende Berufsorientierung“ als Teil der „Bildungswende“. Auch dort heißt es: Digitale Ausbildungsmessen oder virtuelle Speed- Datings seien gut, könnten aber „echtes und physisches Erleben, etwa durch Praktika, nicht ersetzen“. Wie stehen Sie und ihre Kollegen dazu?

Ich kann da nur für mich sprechen: Ich stehe zu 100 Prozent hinter dieser Aussage. Handwerk heißt Handwerk, weil man mit der Hand was werkeln muss. Nur dann hat man auch das Erlebnis, merkt die Freude an der Arbeit – da kann man mit den schönsten virtuellen Angeboten nicht mithalten. Dieser Weg taugt nur zum Sammeln von Infos, das Handwerk aber muss man selbst erleben.

 

In der Lehrwerkstatt in Von der Heydt machen Jugendliche regelmäßig Schulpraktika – gefördert auch von der Handwerkskammer des Saarlandes. Wie zu hören ist, sind dort durchaus immer mal wieder offensichtliche Talente zu entdecken. Allein, nach zwei Wochen sind sie wieder weg und Erkenntnisse aus diesen liebevoll geleiteten Schüler- Lehrgängen in Sachen Schreinerbasiswissen auch, sie verpuffen einfach. Die Daten werden weder erfasst noch weitergegeben, geschweige denn ausgewertet und zur erfolgreichen Nachwuchsgewinnung genutzt. Konkrete Frage: Machen die zeitaufwendigen Aktionen dann überhaupt Sinn?

Ich finde die Aktion gut, der Erfolg kann sich aber erst in der Zukunft zeigen. Im Übrigen verhindert der Datenschutz in Deutschland auch hier sehr erfolgreich eine Nachbearbeitung.

 

Gibt es auch im Saarland den so genannten Akademisierungswahn – und wenn ja, mit welchen Folgen für die Schreinerzunft?

Den Akademisierungswahn gibt es. Auch im Saarland. Bestimmte Jugendliche können wir dadurch nicht mehr erreichen. Nur ein Bruchteil davon kommt nach einem abgebrochenen Zweitstudium zurück. Das könnte und sollte auch anders laufen.

 

Wie sucht und findet der Schreinermeister und Betriebsinhaber Peter Dincher seine Lehrlinge?

Zusammenarbeit mit dem Jobcenter über die Berufsberatung, Social Media in kleinem Maße, da fangen wir gerade erst an. Außerdem sind unsere Azubis sehr hilfreich, weil sie ihren Freunden und Bekannten von ihren Erfahrungen berichten.

 

Herr Dincher, wenn Sie einmal im Rentenalter sind und ihren Betrieb weitergeben wollen, wie steht es dann um den Nachwuchs im saarländischen Schreinerhandwerk und wie wird sich eine Schreinerei bis dahin verändert haben? Ihre Einschätzung, bitte!

Es wird bis dahin alles digitaler werden, sowohl in der Fertigung als auch in Vertrieb und Organisation. Daran führt kein Weg vorbei. Und in Sachen Nachwuchs hoffe ich das Beste und auch unser System sollte es bis dahin noch geben. Aus meiner Sicht müsste die Ausbildung im Handwerk deutlich mehr gefördert werden. Die schulische Ausbildung wird staatlich gefördert, Studierende werden gefördert, das Studium wird gefördert, warum die handwerkliche Ausbildung so stiefmütterlich behandelt wird, ist mir ein Rätsel. Man wird ja fast schon abgestraft, wenn man sich als Betrieb dazu entschließt, einen Lehrling einzustellen.

 

Können Sie das konkretisieren?

Bestes Beispiel sind die Corona-Hilfen. Während Arbeitnehmer und auch Betriebe unterstützt wurden, blieb die Unterstützung für die Auszubildenden völlig aus. Ein Skandal, dass der Facharbeiterlohn mit staatlicher Entschädigung ersetzt wird, während man als Betrieb die Lohnkosten für die Azubis selbst tragen muss – bei einer staatlich angeordneten Quarantäne. Das sind Diskrepanzen, die ich einfach nicht nachvollziehen kann. Generell finde ich die Idee einer Ausbildungsbeihilfe für die Betriebe sehr interessant, dann könnte man das ganze Thema Ausbildung nochmal attraktiver gestalten.

 

Könnte man dadurch wieder mehr Betriebe gewinnen?

Genau, denn wir haben ja nicht nur ein Bewerber-Problem, sondern auch zu wenig Betriebe, die ausbildungsbereit sind. Ich persönlich sehe perspektivisch auch in der Ausbildung Änderungen. Unsere Berufsausbildung wird sich nach einer Grundausbildung in Produktions- und Montagefachleute entwickeln müssen, um den hohen Anforderungen gerecht zu werden. Und um uns von anderen Gewerken und Konkurrenten positiv zu unterscheiden.

 

Letzte Frage: Mit welchen Kosten muss ein Betriebsinhaber eigentlich rechnen, wenn man alle Kosten für einen Lehrling über drei Jahre zusammenaddiert?

Genau brutto 33.650 Euro.

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