„Da war endlich mal was los!“
Geht doch! Einfach mal das alte Konzept in Frage stellen, überlegen, neu justieren – und schon funktioniert, was vorher eher schöngeredet wurde: Der Tag des Handwerks, vom angestammten Samstag auf einen schülerfreundlichen Werktag verlegt, war in diesem Jahr ein voller Erfolg. Allein schon, weil es vor interessierten Schülern auf dem Marktplatz in St. Ingbert nur so gewimmelt hat.
Keine Frage, das traumhafte Spätsommerwetter und die wagenburghafte Anordnung der einzelnen Gewerkestände unter beduinenhaften Zelten haben mit zum Gelingen beigetragen. Das Motto: „Handwerk live erleben, staunen und mitmachen“ wird hier endlich mal erfüllt, nachdem im Jahr zuvor die Terminverlegung von Samstag auf Freitag bereits positive Auswirkungen hatte.
Es war so etwas wie Aufbruchstimmung zu spüren – unter den Funktionären, die diese Änderungen auf den Weg gebracht haben, um dem Handwerk endlich jene Bedeutung zukommen zu lassen, die es längst (wieder) verdient hat. Einer freut sich besonders, der schon viele Hochs und Tiefs in der Schreinerbranche miterlebt hat: Manfred Johann, Schreinermeister im aktiven Unruhestand, sagt ganz unverhohlen, dass ihn seit Jahren stört, dass „immer mehr Wissen in Rente geht“ und dass dieser Zuspruch hier an diesem Tag endlich mal ein Zeichen gegen den unseligen Trend ist.
Reger Zuspruch ist auch am und im Zelt der Schreiner zu beobachten: Die interessierten Jugendlichen dürfen hier – clever von den Ausbildungsmeistern konzipierte – „Handylautsprecher“ aus Holz fertigen und zur dauerhaften Erinnerung mitnehmen. Wirklich gut gemacht, diese einfach aussehenden kleinen Resonanzkörper, die aber im Alltagseinsatz der Jugendlichen große Wirkung erzielen können und deren Herkunft somit in Erinnerung bleiben wird.
Erinnern werden sich die Nachwuchsschreinerkandidaten vor allem auch daran, dass sie die Teile (teilweise) selbst herstellen und somit ein schnelles Erfolgserlebnis erleben durften. Die Resonanz war riesig, was Vorstandsmitglied Rolf Jung mit Blick auf den Stand der Friseurinnung in der Nachbarschaft zur Aussage verleitet: „Früher sind die Mädchen zum Friseur gegangen, heute zum Schreiner.“
Wohin man hinblickt, nur zufriedene Gesichter: Das Angebot kommt an. Einer nicht repräsentativen Umfrage zufolge wollen zwar nicht alle der Lautsprechermitbauer eine Schreinerlehre machen, aber wer weiß, welche Langzeitwirkung solche Aktionen haben…
Inspiriert war die Idee mit den Lautsprechern übrigens von der Holzhandlung BECHER, die etwas ausgefuchstere Modelle bei der diesjährigen Lossprechungsfeier als Prämien verteilt hatte. Darf doch auch mal gesagt werden.
Sehr zufrieden scheinen an diesem Tag auch die anwesenden Mitglieder des neuen geschäftsführenden Vorstands des Wirtschaftsverbandes Holz und Kunststoff Saar, die das stetige Gewusel am Stand durchweg positiv bewerten. Allen voran Peter Bruxmeier. Der neue Geschäftsführer ist bei seiner ersten Veranstaltung dieser Art mehr als angetan vom Interesse der Jugendlichen am Handwerk allgemein und natürlich auch von der besonderen Dynamik am Stand der Schreiner – wo er und die Kollegen immer wieder Auskünfte geben, die darauf schließen lassen, dass das Interesse am aktiven Holzwerken wieder zunimmt.
Auch Verbandschef Peter Dincher und sein Vorgänger Karl Friedrich Hodapp – gekommen übrigens mit Malteser- Zwerghündchen „Tony“ – bewerten die Neukonzeption des Tag des Handwerks durchweg positiv, weil eben nicht zu übersehen ist, dass der Nachwuchs – bei einem gut konzipierten Angebot – sehr wohl Interesse am Handwerk und speziell dem Wohnhandwerk hat.
Sven Hochmann, der frisch gewählte Landeslehrlingswart der Schreiner im Saarland, hilft tatkräftig mit, den Jugendlichen die Kniffe des Klebens und Schleifens der vorgefertigten Holzteile zu einem mechanischen Lautsprecher zu erklären. Er muss sogar Material in seiner Werkstatt nachordern, weil niemand mit solch einem Andrang gerechnet hatte. Auch Patrick Dietz, Lukas Löhnig (beide Verbandsmitarbeiter), Patrick Blug (Vorstandsmitglied) und Christoph Braun (Planer bei der Schreinerei Hodapp) haben alle Schreinerhände voll zu tun, um dem Nachwuchs beim Tag des Handwerks den schönsten Beruf der Welt näherzubringen.